Und die Wälder? Ein Appell an die Mitverantwortung und veränderte Lebensart Manch einer möchte zurzeit sagen: die Wälder schreien auf! Die jahrzehntelangen Einwirkungen auf das Klima, trotz aller Warnrufe schon vor Jahrzehnten, werden jetzt schmerzlich sichtbar. Trockenheit, Standwetterphasen, Temperaturerhöhung und in der Folge Wald- brände, Dürre oder Insektenbefall lassen seit drei Jahren tausende Hektar Wald absterben oder erkranken, zumeist die Fichte. Wo einst wunderschöne Wälder zum Wan- dern und Erholen einluden, wo Sauerstoff, klares Quellwasser, Kohlendioxidspeicher, eine reiche Tier-, Pflanzen- und Pilzwelt oder Seelenheil kostenlos geboten wurde, sehen wir jetzt riesige Kahlschläge, große Holzpol- ter und zerstörte Waldwege. Schon von Weitem ist die Veränderung der Landschaft sichtbar, Waldbesitzer und Forstleute stehen vor einem riesigen Scherbenhaufen – ökologisch, psychisch, vor allem aber auch ökonomisch! All die Arbeit, Ideen und Mühen der letzten Jahrzehnte im Wald dahin. Natürlich werden diese Wälder wieder grün. Wichtig ist jetzt „Ruhe bewahren“, das Verjüngungs- potenzial erfassen, genaue Kosten- und Arbeitsplanungen erstellen, kalkulieren und sich Zeit lassen. An einigen Stellen laufen allerdings auch schon die Aufforstungs- und Verjüngungsinitiativen be- reits an, doch werden die kommenden Wälder lange, lange brauchen, bis sie all die wohltuenden Wirkungen für uns wieder entfalten werden, ganz zu schweigen von der Möglichkeit Holz zu ernten und zu verwerten! Südwestfalen war ganz besonders durch reine Fichtenwälder geprägt. Als schnellwachsende und gut zu verwertende Baumart wurde sie angepflanzt oder gesät. Gebraucht wurden die Fichten nach der Nutzung der Buchenwälder für die Holzkohleindustrie, um genügend Holz für die zahlreichen Ver- hüttungsbetriebe des Siegerlandes zu haben. Wissenswert dabei: Eigentlich ist die Fichte gar nicht heimisch bei uns in Südwestfalen, viel eher hier zu Hause sind Buchenwälder oder Bergmischwälder aus Buche, Tanne, Fichte und Ahorn. Natürlich ist man auch der Schuldfrage auf der Spur: Wer ist für diese akute und schnelle Veränderung im Wald verantwortlich? Warum wurden die reinen eintönigen Fichtenwälder und keine Mischwälder, wie sie die Natur gebracht hätte, angepflanzt? Fakt ist: Wir alle tragen eine große Mitverantwortung! Denn auch, wenn kontrovers diskutiert wird, wie stark der Einfluss des Menschen auf das Klima ist oder dass es doch schon immer Kalt- und Warm- zeiten gab: Die Häufung der Klimarekorde in den vergangenen Jahren ist ein deutliches Indiz dafür für die Mitverantwortung am Klimawandel durch den Mensch. Dabei nimmt die Geschwindigkeit der Veränderungen zu und überfordert die Anpassungsfähigkeit vieler Baumarten. Andere Arten, wie eben die Borkenkäfer, profitieren davon. Dennoch ist ihnen eigen, dass sie nun vom Totengräber zum Geburtshelfer werden, sie optimieren, wir Menschen dagegen maximieren! Und deshalb dürfen wir nicht allein versuchen, durch forstliche Strategien die Symptome zu lindern: Beim Kampf gegen den Klimawandel müssen wir alle tätig werden, indem wir unseren Lebensstil unmittelbar und drastisch ändern. Autor: Verein Waldland Hohenroth, Diethard Altrogge 93 |93 |